Wir hatten ja schon die ein oder andere Anmerkung gemacht, dass wir als nächstes eine mehrtägige Wanderung im Tongariro Nationalpark vorhaben. Dafür machten wir uns also vom Lake Taupo aus auf in den kleinen Ort National Park Village, welcher uns für die nächsten Tage als Basislager und Gepäckstation dienen sollte. Der Ort und auch der dazugehörige Nationalpark liegt im Herzen der Nordinsel südlich des Lake Taupos. Im Gebiet des Parks gibt es unzählige Vulkane und deren Auswürfe zu sehen. Zu den größten gehören Mount Ruapehu, Ngauruhoe (auch bekannt geworden unter dem Namen Schicksalsberg) sowie Tongariro selbst. Das Gebiet ist extrem aktiv. Erst 2012 war die letzte Eruption gewesen und auch an normalen Tagen raucht es hier und da ziemlich. Der kleine Ort dagegen ist weit weniger aktiv. Bis auf eine Tankstelle mit kleinem Supermarkt, unzähligen Unterkünften jeder Preiskategorie welche mehr schlecht als recht ausgebucht waren gab's hier nicht viel. Achso es gab noch die "Schnappsbar", eine kleine Lokalität deren Preise allerdings jede Lust auf Schnapps in Windeseile verfliegen ließ.

Leider wurden wir in unserem Vorhaben etwas durch das Wetter ausgebremst. Für den zweiten und dritten Tag wurden viel Regen in Kombination mit Wind vorausgesagt. Die zu bewältigende Tour enthält in ihrer zweiten Tagesetappe einige schwierigere Passagen und viele Höhenmeter. Außerdem sind die interessantesten Abschnitte des Tracks in diesem Streckenabschnitt enthalten. Genau diese Etappe wäre bei uns gelinde gesagt ins Wasser gefallen, sodass wir sie an den ersten Tag vorgezogen haben. Dadurch mussten wir zwar die erste Etappe ausfallen lassen (Wir hatten zuvor bereits in dem Gebiet eine kleinere Wanderung gemacht und kannten daher zumindest mal die Landschaft) und mussten uns an den Ausgangspunkt der zweiten Etappe shutteln lassen, aber hatten dadurch sehr gutes Wetter und beste Voraussetzungen und die Etappe gut hinter uns zu bringen.

Los ging es zunächst auf einem Teil, welcher ebenfalls bei der sehr gefragten Tagestour Tongariro Crossing enthalten ist. Die meisten Wanderer oder besser gesagt Sapziergänger werden mit Tagesgepäck, leichter Bekleidung und Turnschuhen aus den umliegenden Städtchen angekarrt um dann die Tagestour zu laufen. Dabei wird vielen erst am Berg wirklich klar worauf sie sich eingelassen haben. Entsprechend viele Rettungsaktionen gibt es auf diesem Wegabschnitt. Trotzdem besticht dieser Teil der Strecke durch fantastische Blicke auf die Vulkane und die durch sie geformte Landschaft. Grasssteppen, erkaltete Lavaströme und durch Ascheregen geformte Mondlandschaften bilden eine eindrucksvolle Kulisse, in der sich auch mehrere Seeen und dampfenden Erdspalten wiederfinden.

Nachdem wir den höchsten Punkt (Pass am Mount Tongariro) passiert hatten, trennte sich der Weg nach Norden und Osten auf, sodass wir von den Tagestouristen aka Orkherde getrennt unseren jetzt recht einsamen aka Frodo und Sam fortsetzten. Unser Weg führte uns zunächst über ein Lavafeld fast 600 hm hinab. Danach folgte eine Dünen-artige Gegend die von der Bodenbeschaffenheit fast an einen Strand erinnerte. Letztlich erreichten wir endlich die Oturere Hut in der wir unsere Nacht verbrachten.

Die Oturere Hut ist eine sehr kleine, ältere Hütte die aber urgemütlich ist. Eine solche Hütte ist mit Betten und Matratzen ausgestattet, außerdem gibt es ein paar Kochstellen und ein Plumsklo. Zwar muss man bei einer solchen Hütte auf Strom verzichten aber den Abend bei Kerzenlicht zu verbringen ist sehr angenehm gewesen. Zu jeder Hütte gehört außerdem ein Ranger. Bei unserer ersten Hütte war das Bruce. Bruce klärte uns abends über die Wetteraussichten für die nächsten Tage auf, auch gab er die ein oder andere Anekdote zum Besten. Sehr lustig ein bisschen mehr über den Park und den Ranger-Alltag zu hören.

Leider waren die Aussichten für die beiden folgenden Tage nicht sonderlich toll. Entsprechend nass und windgebeutelt erreichten wir am nächsten Tag den von Bruce angepriesenen "Palace", die nächste Hütte: Waihohonu Hut. Der Grund für den Beinamen ist der Geräumigkeit der Hütte geschuldet die noch nicht sehr alt ist. Ein weiteres Highlight: Warmes Wasser und Licht von einer Solaranlage. Diese Annehmlichkeiten waren allerdings nix gegen den Holzofen ohne den wir unsere Kleider und Schuhe sicherlich nicht bis zum nächsten Tag trocken bekommen hätten. Die Etappe zwischen Oturere und Waihohonu Hut relativ kurz war hatten wir viel Zeit zum aufwärmen, lesen, erzählen oder spielen. Letztlich lernten wir sogar australische Kartenspiele kennen oder tauschten uns mit den anderen Wanderer über die verschiedensten Outdoor- /Campingkochrezepte aus.

Nachdem der letzte Tag unserer Rundwanderung recht trocken und windstill bekann starteten, bekammen wir nach und nach immer mehr Regen von oben. Etwa in der Hälfte der Strecke wurden wir dann nicht nur von oben nass, sondern hatten auch von unten das Vergnügen. Zwei Flüsse waren durch den Regen der letzten Tage soweit angeschwollen, das ein Passieren trockenen Fußes unmöglich machte. Letztendlich warteten wir durch das Knietiefe Wasser barfuß um die Wanderschuhe halbwegs trocken zu halten. Bei 4°C Außentemperatur durchaus erfrischend 😜.
Zu guter letzt erreichten wir klatschnass Whakapapa, den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Nach kurzem Warten Am Straßenrand (Daumen raus!) war dann auch eine Mitfahrgelegenheit gefunden, die uns zurück zu unserem Hostel fuhr. Die beiden Jungs waren sehr gut drauf und haben uns bis direkt vor die Tür vom Hostel gefahren 😀. Ende gut, Alles gut!

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Außerdem hier noch die Strecken die wir gelaufen sind: